Exkursion: Hamburg

[Ein wenig Klischee vorweg: Hafen, Container, Kräne und Möwe. Und Kunst: Vier Männer auf Bojen von Stephan Balkenhol, 1993 vor Oevelgönne in der Elbe, auf der Süderelbe, auf der Außenalster und im Serrahn in Bergedorf auf Flachwassertonnen installiert. Die für Balkenhol typischen Figuren, die mit ihren neutralen Gesichtsausdrücken zu Gefühlsprojektionen einladen, verbinden Hamburg einerseits mit zahlreichen anderen Städten, in denen sich fast identische Arbeiten befinden. Andererseits bringen die Hamburger Männer standorttypische Assoziationen mit – Wasser und Weite, Horizont und Vogelkot. (Foto: Martin Fisch, CC BY-SA 2.0.)]

Die digitalen Exkursionen der Jesteburger Bürger*innen-Akademie für Kunst in öffentlichen Räumen bieten beispielhaft Einblicke in das historische und zeitgenössische Spektrum von Kunst in öffentlichen Räumen. Wie gingen und gehen große Städte mit dem Thema um, was hat sich bewährt, was kommt bei den Bürger*innen an, was bei Besucher*innen und Tourist*innen? Was wirkt angestaubt und langweilt? Was ist innovativ, spannend, herausfordernd?

In der Freien und Hansestadt Hamburg etablierten sich im Jahr 1981 bundesweit erstmals nachhaltige Strukturen für eine dauerhafte Vergabepraxis mit umfangreichem Budget, einer Loslösung von Neubauvorhaben und einer eigens mit Expert*innen besetzten Kommission. Seither wurden in Programmen immer wieder neue Schwerpunkte gesetzt. Was sind heute die Prioritäten? Wie vermittelt die Stadt ihren großen Bestand?

Herzlich willkommen in Hamburg!

Die ersten drei digitalen Exkursionen im Rahmen der Jesteburger Bürger*innen-Akademie für Kunst in öffentlichen Räumen führen in die drei großen, Jesteburg umgebenden, Städte im Nordwesten: Hannover, Hamburg und Bremen. Alle drei spielen auf ihre Weise eine Pionierrolle in der Entwicklung und Etablierung zeitgenössischer Kunst in öffentlichen Räumen, alle drei begannen ihre ersten Programme vor 40 bis 50 Jahren. Hamburg ist die zweite Exkursions-Stadt unseres Programms, den Anfang machte Hannover. Die digitale Hannover-Exkursion führt in das Thema ein, indem sie gedanklich durch einige Stadträume spaziert und dabei wesetliche Aspekte, Hintergründe, Grundlagen, Motivationen, Formate, Potentiale und Problematiken von Kunst in öffentlichen Räumen berührt.

Die digitale Hamburg-Exkursion nähert sich ihrem Thema hingegen im Rahmen dreier Gespräche: Thomas Kaestle, Projektleiter der Akademie, unterhält sich in aufgezeichneten Videos (die alle direkt darunter auch als reine Audiodateien abspielbar sind) mit der Kulturmanagerin Julia Jung, die in der Hamburger Kulturbehörde für die Sonderprojekte zum Jubiläum 41 Jahre Kunst im öffentlichen Raum zuständig ist, mit dem Künstler Armin Chodzinski, der im Jahr 2009 im Auftrag der Kulturbehörde zwei Audioguides zum Bestand der Kunst in öffentlichen Räumen veröffentlichte, und mit dem Künstler Ulrich Genth, der seit über zehn Jahren Mitglied der Hamburger Kunstkommission ist.

Jubiläum: ein digitaler Besuch bei Julia Jung

Die Kultur- und Projektmanagerin Julia Jung arbeitete bereits für den Neuen Aachener Kunstverein, die Kunsthalle Portikus in Frankfurt am Main, die Sammlung Falckenberg und die Deichtorhallen in Hamburg sowie für die Skulptur Projekte in Münster. Aktuell koordiniert sie für die Hamburger Kulturbehörde das Jubiläumsprogramm Zurück in die Zukunft – 41 Jahre Kunst im öffentlichen Raum. Mit ihr unterhält sich Thomas Kaestle über aktuelle Hamburger Projekte und einen retrospektiven Film.

[Video: Gespräch mit Julia Jung.]
[Audio: Gespräch mit Julia Jung.]

Auf den Webseiten der Hamburger Behörde für Kultur und Medien findet sich hier ein Überblick zum Hamburger Förderprogramm Kunst im öffentlichen Raum, zu Antragsmodalitäten und der Besetzung der Kunstkommission. Hier findet sich ein Überblick zur Geschichte des Programms und der immer wieder integrierten Sonderprogramme, zu Künstler*innen und zu ihren Arbeiten.

Ein Überblick zum Jubiläumsprogramm Zurück in die Zukunft – 41 Jahre Kunst im öffentlichen Raum findet sich hier, einer zu den acht geförderten Einzelprojekten hier.

Der etwa halbstündige Film 41 Jahre Kunst im öffentlichen Raum Hamburg von Helena Wittmann hatte seine Premiere am Montag, 28. November 2022. Die Geschichte der Kunst im öffentlichen Raum wird über Interviews mit maßgeblichen Protagonistinnen und Protagonisten wie Britta Peters, Sophie Goltz, Achim Könneke, Uwe Schneede, Anne-Kathrin Reinberg, Karl Weber, Stephan Schmidt-Wulffen erzählt und aus kulturpolitscher Sicht von Carsten Brosda ergänzt. Der Film ist jetzt auf dem YouTube-Kanal des Hamburger Senats zu sehen.

[Der zum Jubiläum entstandene, etwa halbstündige Film 41 Jahre Kunst im öffentlichen Raum Hamburg von Helena Wittmann auf YouTube.]

Weitere Informationen zum im Gespräch erwähnten Projekt Gesamtkunstwerk Freie und Hansestadt Hamburg, das Joseph Beuys im Jahr 1983 vorschlug und das durch ein Veto des damaligen Bürgermeisters Klaus von Dohnanyi im Juli 1984 gestoppt wurde, finden sich hier.

Das im Gespräch erwähnte Projekt Moving the City, das im Jahr 2003 in Bremen stattfand, wird hier in einem Überblick zusammengefasst. Informationen zum erwähnten künstlerischen Ideenwettbewerb Entsorgungspark für funktionslose Kunst im öffentlichen Raum von Kunstverein Hildesheim, Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und Universität Hannover aus dem Jahr 2005 finden sich in einem Künstlergespräch mit den Gewinnern des Wettbewerbs auf den Seiten des hannoverschen Vermittlungsprojekts Kunst umgehen.

Ein Text zur im Gespräch erwähnten Tropfsteinmaschine von Bogomir Ecker, die im Jahr 1996 in der Hamburger Kunsthalle aus Mitteln des Programms Kunst im öffentlichen Raum realisiert wurde, findet sich hier. Das im Gespräch erwähnte Projekt Park Fiction von 1997 findet sich auf Wikipedia hier und hier auf seiner eigenen Website. Die im Gespräch erwähnte Arbeit Sieben Orte für Hamburg von Franz Erhard Walther wird hier beschrieben. Informationen zu Michael Ashers im Gespräch erwähnten Wohnwagen-Projekt im Rahmen der Skulptur Projekte Münster finden sich hier.

Bestand: ein digitaler Besuch bei Armin Chodzinski

Der Hamburger Künstler Armin Chodzinski verhandelt in Ausstellungen, Performance Lectures und Features das Beziehungsgeflecht zwischen Kunst und Wirtschaft. Weitere Schwerpunkte seiner künstlerischen und publizistischen Tätigkeiten sind die Auseinandersetzung mit dem urbanen Raum als Destillationspunkt gesellschaftlicher Verhältnisse sowie die Verkrampfung als Handlungsphänomen der Wissensgesellschaft. Er promovierte in Anthropogeographie zur historischen Genese der Beziehung zwischen Kunst und Wirtschaft und war von 2017 bis 2020 Gastprofessor für Interdisziplinäre künstlerische Praxis und Theorie an der Universität der Künste Berlin. Mit ihm unterhält sich Thomas Kaestle über den historischen Bestand der Hamburger Kunst in öffentlichen Räumen sowie dessen Vermittlung.

[Video: Armin Chodzinski.]
[Audio: Armin Chodzinski.]

Armin Chodzinskis Audioguide 1 zur Kunst in öffentlichen Räumen – Palmen, Schiffe und Beton und sein Audioguide 2 zur Kunst in öffentlichen Räumen – Züge, Wiesen und Hotels finden sich auf den Webseiten der Hamburger Kulturbehörde. Der dritte Teil seines Projektes wurde nie veröffentlicht.

Die im Gespräch erwähnte Arbeit Sieben Orte für Hamburg von Franz Erhard Walther wird hier beschrieben. Das im Gespräch erwähnte Projekt Park Fiction von 1997 findet sich auf Wikipedia hier und hier auf seiner eigenen Website.

[Video zu Tita Gieses Arbeit Pflanzeninseln aus dem Jahr 2000 bei den Deichtorhallen.]

Programme: ein digitaler Besuch bei Ulrich Genth

Der Hamburger Künstler Ulrich Genth studierte an der Kunstakademie Münster bei Prof. Reiner Ruthenbeck. Seit 2003 entwickelt er gemeinsam mit Heike Mutter Projekte im öffentlichen Raum sowie in Ausstellungsräumen. Seit 2007 leben und arbeiten sie in Hamburg. Ulrich Genth hatte Vertretungs- und Gastprofessuren für Bildhauerei sowie für Typografie/Grafik/Fotografie an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg inne. Er ist langjähriges Mitglied der Hamburger Kunstkommission und Mitglied der Düsseldorfer Kunstkommission.

[Video: Ulrich Genth.]
[Audio: Ulrich Genth.]

Auf den Webseiten der Hamburger Behörde für Kultur und Medien findet sich hier ein Überblick zum Hamburger Förderprogramm Kunst im öffentlichen Raum, zu Antragsmodalitäten und der Besetzung der Kunstkommission. Hier findet sich ein Überblick zur Geschichte des Programms und der immer wieder integrierten Sonderprogramme, zu Künstler*innen und zu ihren Arbeiten.

Ein Überblick zur im Gespräch erwähnten Hamburger Initiative Recht auf Stadt findet sich hier. Das Profil der HafenCity Universität Hamburg ist hier zusammengefasst. Eine Übersicht zu den Business Improvement Districts in Hamburg findet sich hier.

[Das im Gespräch erwähnte Objekt Gesellschaftsspiegel von Olafur Eliasson, 2020 auf dem Alten Wall installiert. Mehr zur Arbeit hier. (Foto: Uwe Rohwedder – CC BY-SA 4.0)]

Die Website des ersten Projektes Stadtkuratorin Hamburg mit Sophie Goltz (2014 bis 2016) befindet sich hier, die des zweiten Projektes mit Dirk Möllmann hier.

Das im Gespräch erwähnte Buch Die Kunst der Demokratie des Hamburger Kultursenators Carsten Brosda wird auf der Webseite des Verlags näher beschrieben.

Heike Mutters und Ulrich Genths im Gespräch erwähnte Arbeiten tiger and turtle – magic mountain in Duisburg, SpaceWalk in Pohang und Die selbsterfüllende Gegenwart der Prophezeiung in Wolfenbüttel sind jeweils auf deren Webseiten beschrieben und abgebildet.

[Heike Mutters und Ulrich Genths Installation tiger and turtle – magic mountain in Duisburg ist im Jahr 2011 entstanden.]

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